Montag, 8. September 2014

Tag 8 - Finale

Der letzte Start morgens in Niederdorf. Wir sind uns einig, 8 Tage reichen. Eine neunte Etappe müsste wirklich nicht sein. Christian hat Probleme im Sprunggelenk und der Fuß ist leicht geschwollen. Er lässt sich vor dem Start noch schnell tapen. Ich weiß dass ich heute nur auf dem Vorfuß laufen kann um die Blase an der Ferse nicht zu sehr zu strapazieren und werde dabei die Waden gut fordern.
Blickt man in die Gesichter in der Startaufstellung sieht man vereinzelt Angriffslust bei den Teams die heute nochmal einen raushauen wollen, weitaus öfter sieht man Erschöpfung und ein gewisser Teil sieht nur noch ins Leere.
Bei uns überwiegt trotz kleiner Blessuren die Freude auf die Etappe und wir wollen unseren Platz in der Gesamtwertung halten und dafür zügig durchkommen auf den knapp 34 km mit 1300 hm. Deutlich besser als die letzten Tage kommen wir in der Ebene weg. Die ersten 15 km laufen wir in der dritten Gruppe des Feldes um Position 15, wobei auch einige schnelle Einzelstarter dabei sind.
Auch die kleinen Anstiege bis zur zweiten Verpflegung kann ich hoch rennen, nicht wie in den letzten Tagen.
Am langen Anstieg hinauf zur Dreizinnenhütte gehen wir dann wieder die steilen Passagen und das Traben in flacheren Abschnitten fällt mir schwer. Ich schnappe mir die Stöcke und bin so wenigstens etwas schneller. Dennoch lassen wir etwa 10 Teams passieren. Unsere Klassments-Konkurrenz aus Russland haben wir da aber noch im Griff und sind vor Ihnen oben.
Im Downhill sind wir heute vorsichtig. Ich will nicht riskieren dass das Pflaster an der Ferse verrutscht. Trotzdem holen wir drei Teams ein und als es flacher wird können wir nochmal unsere Laufstärke ausspielen. Die Gelegenheit das dritte Mix-Team noch auf den letzten 500 Metern zu überholen schenken wir uns als wahre Gentlemen und verpassen die Endzeit von 3:33:33 um 2 Sekunden, schade.
Am Ziel


Mit einem 10. Platz in der Tageswertung (22 Overall) sichern wir uns den 9. Platz Gesamt (19 Overall) und haben somit ein Top 20 Ergebnis eingefahren.
Am meisten Zeit haben wir in den alpineren Etappen verloren. Nachdem wir uns auf den ersten beiden Etappen bereits den 17. Overallrang erlaufen hatten profitierten wir in der Folge von einigen Ausfällen starker Teams, während uns die Berggämsen überholten uns hielten somit unsere Platzierung.
Die stärkste Etappe gemessen am Rückstand auf Team Salomon war die zweite mit einer langen Flachpassage zu Beginn. Am meisten Federn ließen wir auf den Etappen 4 und 7 liegen. Hier waren jeweils 2 Anstiege und Abstiege zu bewältigen ohne viel Flachpassagen.
Kleiner Wehrmutstropfen bleibt die Kraftlosigkeit an den Bergen und damit verbundener Zeitverlust von ca. 15 bis 25 Minuten pro Etappe. Daran wird im nächsten Jahr gearbeitet.

Freitag, 5. September 2014

Tag 7 - einmal noch.


Heute ging es auf der siebten Etappe noch einmal über die knappe Marathondistanz mit jeweils knapp 2000 hm in beide Richtungen von St.Vigil nach Niederdorf.
Senneshochfläche, Pragser Wildsee und Weißlahnsattel machen diese Etappe wohl zur landschaftlich schönsten Etappe und in Anbetracht der Tatsache dass wir nun schon über 200 km in den Beinen haben kann wohl auch von zumindest einer Königsetappe gesprochen werden.
Das Feld der Läufer ist schon arg dezimiert, am Start blickt man in müde Gesichter und als nicht getapter Läufer ist man so etwas wie ein Exot.
Nachdem ich mich auf der dritten Etappe bereits leer gelaufen hatte und seither schlecht regeneriere zieht sich das Problem der Kraftlosigkeit wie ein roter Faden durch die letzten Etappen.
Dessen bewusst war die Maßgabe heute sehr behutsam die ersten nur leicht ansteigenden 13 km hinter uns zu bringen. Wenn man schon beim Treppensteigen in der Unterkunft außer Atem kommt bedeutet behutsam wirklich ziemlich langsam. Kilometer 1 fühlte sich muskulär wie der 42. Im Marathon an, energetisch eher schon wie der 44. An den Anstiegen ist dann flottes Wandern angesagt und immerhin können wir im Feld an der Position die wir uns in der Ebene erarbeitet haben mitschwimmen. Christian läuft immer ein paar Meter vorweg und könnte deutlich schneller.
Da der Anstieg und der Weg dorthin bereits den müden Körper ausgesaugt haben muss ich den ersten Downhill recht vorsichtig laufen. Es fehlt einfach die Kraft über die Steine zu springen. Wir kommen aber erneut gut hinab und haben auf dem Weg zum Pragser Wildsee eine handvoll Teams hinter uns gelassen, dort warten auch die erprobten Dresdner Cheerleader Andrea und Tilo. Mit dem Polar-Team um Tom Schlegel und Demeter Dick laufen wir so gut wie die gesamte Etappe. Der Anstieg zum Weißlahnsattel will nicht will dann nicht enden. Oben muss ich erstmal eine Minute Pause machen um wieder zu Luft zu kommen bevor wir uns ins Tal stürzen. Die Geröllfelder mit ihrer extremen Steilheit zwingen mich ein paar Mal zu einer Landung auf der Ferse, was die dort befindliche Blase noch einmal erheblich wachsen lässt.
Nach weiteren matschigen Passagen geht es die letzten 6 km auf Asphalt zum Ziel. Kurze Gegenanstiege kann ich nur wandern bewältigen. So waren wir heute zwar wieder nicht besonders schnell, aber ich im Ziel komplett im Eimer. 5:16h und 14. Platz in der Männerwertung.
Nach einer hoffentlich geruhsamen Nacht nehmen wir morgen die letzten 33 km in Angriff.

Donnerstag, 4. September 2014

Tag 6 - Ein wenig flacher wäre auch ganz ok

Heute ging es über 38,5 km von Sand nach St. Vigil mit 2300 hm hinauf und 2000 hm bergab.
Trotz einiger flacher Abschnitte also eher eine Etappe für die Bergziegen.
Christian klagte am Start über Probleme am Zeh, wechselt last minute nochmal die Schuhe (damit hat er endlich mal das zweite Paar von ca. 8 Paaren die mit uns reisen angehabt).
Wir kommen sehr gut weg auf den ersten flachen Kilometern. Der erste Anstieg geht recht flüssig hinauf. Zwar rennen uns ein paar der besagten Bergziegen weg, aber mit schnellem Wanderschritt, gespickt mit einigen Laufabschnitten verlieren wir nicht viel Zeit. Im Downhill mit Blick auf den folgenden Radweg sehen wir noch etliche Teams. Wir kommen immer näher, an den Verpflegungspunkten machen andere Teams aber mehr Streß und haben wieder eine Minute Vorsprung.
Als ich an einem eher flachen 100 hm Anstieg schon mal gehen musste ahnte ich für den bevorstehenden Anstieg zum Kronplatz mit beinah 1300 hm am Stück nichts gutes.
Meter um Meter wurde es härter und langsamer. Die Kraft war komplett weg.
Auf das Team welches mit uns in den Anstieg gegangen ist müssen wir etwa 15 Minuten verloren haben.
Christian hat insgesamt 12 Minuten gewartet und durfte sogar 3 mal im Mixed-Team-Stil Hand anlegen und schieben.
Nach einem eher regenerativen Downhill-Kilometer nahmen wir aber bergab nochmal Fahrt auf und konnten zwei Teams wieder einholen und sogar um 4 Minuten distanzieren.
Der letzte Kilometer war dann mit 1500 Metern ein wenig zu lang für unseren kleinen Endspurt.
In Zahlen: 4:29h, Platz 9 bei den Männern und Platz 18 Gesamt.
Bedeutet in der Gesamtwertung nun wieder Platz 9.
Die Leistung bergauf gibt ein wenig zu denken. Hier wäre ich gern ein Stückchen schneller.

Mittwoch, 3. September 2014

Tag 5 - Ruhetag

Auch wenn es uns sehr gut geht waren wir nicht böse es heute bei einem kurzen Bergsprint zu belassen.
Da wir wussten, dass selbst mit Bein ausreißen gar nichts zu gewinnen wäre gegen die bärenstarken anderen Teams legten wir eine zügigen Wanderschritt an den Tag und joggten locker sobald es etwas flacher Wurde.
Der weg führte zunächst einen Kilometer flach den wir nach 4:15 min hinter uns gebracht hatten. Bereits nach 500 m überholte uns der 20 Sekunden später gestartete Florian Reichert. Der wollte es heute wissen.
Christian lief im Anstieg immer etwa 15 Meter voraus, ich versuchte vor allem muskulär schön locker unterwegs zu sein. Als 2 km vor dem Ziel noch ein Team vorbei gewandert kam blieb Christian dran. Ich wanderte mein Tempo weiter und bekam so kurz vor dem Ziel noch die Gelegenheit die 15 min hinter uns gestarteten Führenden zu sehen als sie mich überholten.
Insgesamt heute in der Tageswertung auf Rang 25, in der Gesamtwertung gab es allerdings kaum Bewegung. Hier zählt jeweils nur die Zeit des langsameren Läufers (1:06:05).
Nach einem im weiteren Verlauf extrem entspannten Tag gehts jetzt in die Pizzeria und morgen auf der sechsten Etappe nach relativ flachem Beginn auf den Kronplatz.

Dienstag, 2. September 2014

Tag 4 - Eine offene Rechnung

Die heutige Etappe bin ich vor genau 2 Jahren gemeinsam mit Markus als 5. Etappe gelaufen.
Es war die härteste Etappe für uns. Die bereits geschundenen Knie ließen bei 2400 m bergab (und 31,8 km) auf teils brutal schweren Trails nur Wandertempo zu und schmerzten trotzdem.
Heute nun mit einigen Downhills mehr in den Beinen galt es ein paar positive Eindrücke dieser eigentlich schönen Strecke im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.


Früh am Start war es verdammt kalt. Wir joggten den Berg erstmal 1,5 km an um warm zu werden und wechselten dann an steileren Stellen immer in den Wanderschritt. Mir fiel es allerdings schwer dann immer wieder auf rennen umzuschalten. Die Beine waren irgendwie müde und ich hatte wieder eine gewisse Mühe Christian zu folgen.
Spätestens ab 2000 m  als der Boden verschneit war und zur Kälte auch noch Wind kam hatte ich ganz schön zu tun. Wir wurden von einigen Teams überwandert, die wir aber auf dem Weg ins Tal der Reihe nach wieder einsammelten.
Bei der zweiten Verpflegung in Rein in Taufers vergaß ich meine Gelflasche aufzufüllen und bin im zweiten Anstieg in einen kleinen Hungerast gewandert. Als es oben wieder flach wurde konnte ich nur ganz gemächlich joggeln und musste mich verdammt konzentrieren auf den Wurzeln und Gesteinsblöcken. Ich schnorrte mir etwas Gel vom wartenden Christian und nach 5 Minuten kehrten wieder ein paar Lebensgeister zurück. Diese waren auch bitter nötig im folgenden Downhill.
In bewährter Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Taktik sammelten wir wieder einige Teams ein. Es waren wohl die gleichen wie im ersten Downhill. Die können halt besser berghoch...
Insgesamt heute 9. Platz bei den Männern und 20. Gesamtrang nach 4h16.
Mit einer halbwegs soliden Leistung bergan wären die 4 Stunden heute sicher gefallen. Mal sehen was die nächsten Tage noch so bringen.

Montag, 1. September 2014

Tag 3 - Sieg des Wetters

Aufgrund einer Kaltfront, die gestern bereits die später in Neukirchen eingetroffenen Teams durchgefrostet hat und in der Nacht für etwa 25 cm Neuschnee auf der Birnlücke gesorgt hat, mussten wir heute eine 28 km lange Alternativroute rund um Neukirchen bewältigen. Diese war durch aufgeweichten Boden keinesfalls einfach, aber doch recht kurz im Vergleich zu den ersten beiden Tagen.
Nach einer unruhigen Nacht und Appetitlosigkeit kam mir zwar eine weitere Stunde Startverschiebung entgegen, aber ich ahnte schon dass heute nicht soo viel Dampf auf dem Kessel sein würde.
Christian ging es wieder besser. So gut, dass wir, obwohl am Ende von Startblock A gestartet, nach einem knappen Kilometer bergan eine Laufstilanalyse der führenden Teams durchführen konnten.
Ich versuchte durch hüsteln, Worte und später Keuchen daran zu erinnern, dass doch heute ein kleiner Zwischenruhetag anstehen sollte. So drosselten wir das Tempo gerade noch rechtzeitig vor dem Notaus und wanderten steil im Wald nach oben.
Die Strecke führte immer mal auch durch flacheres Gebiet, war insgesamt sehr schön und gut laufbar.
Dem Energiedefizit und dem etwas zu flotten Beginn geschuldet mussten wir im zweiten Teil der Etappe bergan ziemlich langsam machen. Am Ende fiel es sogar schwer gescheit in der Ebene zu rennen. Ich habe sogar mal die Mixed-Team-Technik ausprobiert und mich an Christians Rucksack den Berg hochgezogen.
Im Gegensatz zu den Vorjahren sind wir bergab in jedem Fall konkurrenzfähig, auch Christian berichtetet heute von einem spürbaren Plus an Sicherheit, und freuen uns schon auf die Etappe morgen.
Die Abstände waren auf der weniger selektiven Strecke heute recht gering. So waren wir mit 24 Minuten Rückstand auf die Sieger heute auf dem 13. Rang.
Jetzt sind wir bereits in Sand in Taufers, dem Etappenziel der morgigen Etappe und lassen es uns in der Villa Calluna, unserem noblen Domizil, gut gehen.
Wer hat sich heute wohl mehr anstrengen müssen?